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Poesie der Straße

in den Liedern ihres Sängers


Zugegeben, ich bin auf diese Wendung aus dem Bauch heraus gekommen. Mit der gefühlten Gewissheit, dass es so was gibt, die „Poesie der Straße“ – für mich!


Hier also: Bewegungs-Orte einer nicht-vergessenen Wildnis, wo alles in dynamischer Komplizenschaft verbunden ist


Diese Poesie speist sich aus dem, was die Straße als aushäusiger, archaischer Ort hergibt. Der Ort des siamesischen Zwillings des Häuslichen, des offenen Deals,


des Wendigeren, Lauteren, Schnelleren, Stärkeren, Mutigeren, Gewitzteren, Geliebteren, der unverhohlen Verachteten, Getreteten, der Abstauber, Ver-Führer, Trickser,  Traumtänzer, Maulhelden, also der Spiele, Spleene und – Hallo Darwin! -  der Wett-Kämpfe


und: des (oft situativen) Zusammenhaltens.  


Der Kitzel sind die Anderen. Dazu zu gehören, sich selbst an den anderen zu erleben, Grenzerfahrung, Lust auf Abenteuer, unbändiges Vergnügen


Wo aus Umgang Sprache erwächst. – Etwa: Kein feed back ist ehrlicher, verdienter,als die hier verpaßten Spitznamen, oft „neck“names.


Es gilt die Abmachung - Wer definiert, ist König! -, sowie die ungeschriebene

Kinder-Spiel-Regel Bandenregel. Wer sie bricht, ist unfair. Ein Kardinalvergehen!(„Fairness“, ein sozialer Grundzug, bei Kleinkindern und Tieren nachgewiesen.)


Man befindet sich dicht am Kern, Triebhaften.

Schadenfreude, Häme, Aggression, Unterwerfung, Ekel, Angstbewältigung


Und: Der polarisierende Ort des High Noon demokratischer Bewegungen. Berlin, Leibzig, Kairo – Gorleben, Stuttgart. Ein öffentlicher Angstort der Herrschenden und des Biedermanns.

Und: Der Ort bestellter Schlägertrupps, Gummiknüppel – also auch hier: Angstort des Biedermanns.


In einer Poesie der Straße firmiert all das Erwähnte seelenmäßig. Sie ist Ausdruck des Zurandekommens, der Situationsbewältigung… der Auflehnung – mit durchgreifender Wirkung auf Inhalt, An-Sprache, Musik und Auftreten.


Etwaige Anzeichen: Direktheit, Spott, Schlagfertigkeit, Wandelbarkeit,  Aktualität, Wort - Witz, Komik, Umgangssprache, Bildersprache, Stab-Reime, Ruf/Schrei/An-Klage,  Polarisierung, Übertreibung, Inbrunst, Eigensinnigkeit, Eingängigkeit (Gassenhauer)


Wenn Poesie vermag, „Seelen“-Zuständen, die rational kaum faßbar sind, eine Sprache zu verleihen, dann hier.


Öffentlich-Rechtlich nicht ausgewogen, auf Literaturpäpste pfeifend, in Wortwahl nicht immer salonfähig, jedweder Verwertungstotalität sich entziehend


ist sie Gegenteil des konventionell Verbrämten… Spiegel einer nicht vergessenen, alten Menschlichkeit…aus der Trendscouts für den Zeitgeist  abgreifen.


Als Schlüssel aus/zu einer ungestillten Sehnsucht ein subtiler politischer Sprengsatz!                   


Üze Oldenburg, Juni 2011