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Literatur Konzerte

Kurt Wünsch      Üze Oldenburg

Berichte

25.9.2012

Gesungene und erzählte Geschichten

Üze Oldenburg und Kurt Wünsch im Weinhaus Bad Karlshafen

Geschichten erzählen sie beide. Aus der unterschiedlichen Art und Weise wie sie das tun, haben Üze Oldenburg und Kurt Wünsch nun ein gemeinsames Kleinkunstprogramm entwickelt, das sie am Wochenende im alten Lager des Weinhauses Römer vorstellten.

Bekannt sind der Musiker Üze Oldenburg und der Mathematiklehrer und Schriftsteller Kurt Wünsch dem Karlshafener Publikum vor allem durch ihre regehmäßigen kurzen Auftritte bei den Tagungen der Compagnie Poesie oder der Langen Nacht. Dass die Mischung verschiedener Genres in einem Programm eine gute Idee sein kann, die vom Publikum dankbar angenommen wird, zeigte sich im voll besetzten alten Lager.

Üze Oldenburg ließ die Tradition der Bänkelsänger aufleben, die vor allem im 19. Jahrhundert durch die Lande zogen und von abenteuerlichen Geschehnissen berichteten. Er begleitete seine mit rauer Stimme gesungenen Erzählungen dabei mit Gitarre oder Drehleier.

Im Wechsel zu den musikalisch vorgetragenen Texten las Kurt Wünsch einige seiner skurrilen satirischen Kurzgeschichten, die oft mit Alltäglichem oder Autobiographischem beginnen und die der Autor in seiner eigenen trockenen Vortragsweise zu unterhaltsamen Pointen führt.

Das Publikum im Bad Karlshafener Weinhaus freute sich über die Zusammenarbeit zweier charismatischer Künstler und genoss die Abwechslung der unterschiedlichen künstlerischen Darstellungsformen. (zlö) HNA, 25.9.2012

Üze Oldenburg und Kurt Wünsch

im MOJO in Halle am 7.12. 2010

Bürgerhaus Uchte 24.4.2010

Üze und Kurt Wünsch

Ein Abend mit Musik und Wort

Üze Oldenburg und Kurt Wünsch – eine Konzertschilderung


Es ist eine Freundschaft zweier Männer und Künstler, die wohl verschiedener nicht sein können: Üze Oldenburg, der Straßenmusikant – gebürtig in Uchte, lebt heute in Flensburg und Kurt Wünsch – Professor der Mathematik aus Halle, Lehrer und Schriftsteller. Im letzten Jahr lernten sie sich kennen und mögen. Was sie verbindet, den Mann mit dem Vollbart und den immer lachenden, fröhlichen Augen und den etwas zurückhaltend-nachdenklich wirkenden Schriftsteller, fasst sich in einem der Sätze zusammen, der auf ihrer Homepage zu finden ist: “Wie gut, sich selbst im Fremden zu entdecken! Es gibt so verdammt viel zu erzählen, ergründen, erspinnen – jeder von sich für den anderen…“.

An einem Donnerstag treten sie zusammen im Bürgerzentrum in Uchte auf. Für Üze Oldenburg ist es ein Heimspiel, denn er hat hier seine Kindheit und Jugend verbracht .

…beginnt eine kleine Reise in die Vergangenheit. Der Künstler erzählt aus den Jahren seiner Kindheit, erinnert sich an die Zeit, da der Bach noch nicht begradigt war und von den Flößen aus leeren Kanistern vom Maler und aus alten Stalltüren, die er mit seinen Freunden damals gebaut hat. An die Schmiede und den früheren Schotterweg, der dorthin führte, kann er sich erinnern und an die Schule, in der die „Gefahren des Moores“ noch auf dem Lehrplan standen.

Der zehn Jahre ältere Kurt Wünsch … assoziiert seinerseits aus der eigenen Kindheit in Halle das Barfußlaufen. Es war eine Art heimlicher Wettstreit unter den Kindern, die es kaum erwarten konnten, bei ansteigenden Temperaturen im Frühjahr ohne Schuhe zu laufen.…

Das Zweite, an das er sich erinnert, das ist er immerwährende Hunger, den sie als Kinder damals hatten. Als Kurt Wünsch in seiner Kindheit das erste Stück Schokolade in Händen hielt, wusste er gar nicht, was das war und wie es schmeckte.

Üze Oldenburg arbeitete bereits mit 14 Jahren im Moor und für das Torfwerk, anschließend folgten Jahre auf dem Bau, in einer Eisengießerei, als Panzergrenadier und im Zivildienst. Auf Drängen seiner Mutter machte er das Abitur, studierte auch Theologie, bis er merkte, dass ihm das Predigen nicht liegt und wurde Lehramts-anwärter. Letzteren Beruf übte er nicht aus und wurde schließlich Straßenmusikant…

Der vielseitig handwerklich Begabte und Interessierte restaurierte Häuser, ein Schiff und auch seine Leier, auf der er bei seinen Auftritten spielt, hat er selbst gebaut. „Angekommen“ ist er in seinem Leben noch lange nicht, denn er ist ein Mensch, der immer auf der Suche ist, sich einmischen will, aber auch die Stille liebt.


Der Aufbau auf der Bühne ist einfach und sparsam – ganz so, wie es für einen Musiker, der sonst eher auf Straßen und Plätzen auftritt, üblich ist….

So beginnt sein erstes Lied – es wäre nicht anders zu erwarten gewesen – mit einem Text und Gesang über einen Straßensänger, einem „Gesangsprolet, der singt, was ihn bewegt“ und der die Zuhörer, die stehen bleiben, mitnimmt auf eine Reise zu Tagträumen.

Mit rauer, tiefer Stimme besingt er dann seine Wahlheimatstadt Flensburg, deren „Tagessignale“ und Geräusche ganz einmalig sind und jeden beeindrucken müssen, der sie wahrnimmt. Ein wirklich altes Lied, das der Sänger sehr mag, ist eine Moritat von der unglaublichen Geschichte über „Das kühne Attentat vom Bürgermeister Tschech gegen Wilhelm den IV“….

Dass sich die beiden Künstler in ihren Darbietungen abwechseln, wird vom Publikum als sehr bereichernd empfunden. Kurt Wünsch, von dem man als ersten Eindruck eine gewisse Zurückhaltung empfindet, beweist in seinen satirischen, manchmal auch anzüglichen Geschichten, sehr viel Humor und kann auch gut über sich selbst lachen und lachen lassen. Seine Geschichten über „Tipps aus der Apothekerzeitung“, …schließlich die humorvollen Ausführungen eines Mathematikprofessors darüber, wie er „Mitglied der Gesellschaft zur Förderung der Vernunft“ geworden ist, lösen beim Publikum immer wieder staunendes Gelächter aus, was sich sowohl auf den Inhalt, als auch auf die Wortgewandtheit bezieht.

Melancholische Stille herrscht im Raum dann wieder, als Üze Oldenburg in Uraufführung sein „Liebeslied an das Dorf zwischen den Mooren“ singt. …vom Moorsommerwind, den turmhohen Linden, aus denen das Kind von oben herab sieht auf die „Bleiche“ und den Kirchplatz von Uchte und das „Weiß wie das Wollgras im Sommerwind“…

Das letzte Lied ist gesungen, die letzte Geschichte vorgetragen und so ergibt sich nach der Veranstaltung ein kleiner Kreis von Dagebliebenen, die Üze Oldenburg und Kurt Wünsch Fragen stellen dürfen. Letzterer gibt Begebenheiten aus seiner Zeit als Mathematikprofessor in der damaligen DDR preis und wirkt so gar nicht mehr zurückhaltend, was seine Zuhörer mit gespannt-zugewandtem Interesse aufnehmen.

Voll gesogen mit dem Gehörten und den Eindrücken, die diese beiden Menschen in mir hinterlassen haben, fahre ich nach Hause und denke an ein weiteres Zitat aus dem Text von Üze Oldenburg und Kurt Wünsch: „Dann können wir verstehen und neugierig mit-, gegen- und durcheinander wachsen“.


(Christiane Buuck, Freie Journalistin)