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Der Bänkelsänger


...stand auf einem "Bänkel". Dann konnte er, einen Kopf höher als sein Publikum, akustisch und visuell mehr Leute erreichen. Zu seinen Requisiten gehörten weiter ein Musikautomat, die Sing-/Drehorgel, etwa einsfünfzig mal zweifünfzig Meter große Leinwandbilder, auf die er beim Singen strophenweise zeigte, sowie die Drei-Groschen-Liederhefte, von deren Verkauf er lebte.

Die Themen seiner Bänkellieder/Moritaten kreisten um katastrophale Naturereignisse und ur-menschliche Abgründe, in denen er sich vorgeblich als Nachrichten-/Zeitungssänger "reißerisch" moralisierend erging...zur ergötzlichen Erbauung/Entlastung seines Publikums... zum Zwecke des Liederheftsverkaufs. Möglicherweise war er eher ein Schausteller.

Brecht, Busch, Kästner, Mühsam und andere hatten diese Jahrmarkts-Tradition formal adaptiert, was später literaturhistorisch als persiflierender bzw. literarischer Bänkelsang bezeichnet wurde.

In eben dieser Tradition steht Üze Oldenburg mit seinen Liedern, Leinwandbildern und Liederheften. Auf ganz eigene Weise!

Kai Engelke, Schriftsteller und Musikjournalist